Dieser Artikel erschien im Wüstenwind, Ausgabe 37:
Als junger Frosch hätte ich nicht gedacht, dass ich jemals in unserem Stadtteil Wüste zur Prominenz zählen könnte. Nun ist es aber doch passiert und das liegt daran, dass seit 2012 unser Stadtteilmagazin Wüstenwind zehnmal im Jahr erscheint. Ich war von Anfang an als Teammitglied dabei und Sie konnten mich in jeder der bisher 37 Ausgaben finden, manchmal zusammen mit einer kleinen Stubenfliege.
Als das erste Wüstenwindheft in Arbeit war, habe ich mich sofort um einen Platz in der Redaktion beworben und angeboten, für das Titelbild Modell zu sitzen. Mein Vorschlag war, vor einer Wüstenlandschaft zu posieren, um darauf hinzuweisen, dass unsere Wüste gar nicht so trocken und sandfarben ist, wie ein ortsfremder Besucher meinen
könnte. Unsere Wüste war einst ein Sumpfgebiet weit außerhalb der Stadtmauern. Nur wenige Menschen wohnten hier. Die feuchten Wiesen in der Nähe vieler Quellen, von denen noch heute z.B. der Straßenname „Quellwiese“ zeugt, waren damals von meiner zahlreichen Verwandtschaft
bevölkert. Noch heute fühlen wir Amphibien uns hier sehr wohl. Ich bevorzuge besonders die Bühlwiese, in der das Wüstenwind-Verlagshaus steht. Die Arbeit mit dem Wüstenwind-Team war immer sehr spannend und so bin ich dabei geblieben. Natürlich arbeite ich wie alle Anderen ehrenamtlich.
In jeder Redaktionssitzung bin ich als Glücksbringer dabei und ich achte darauf, dass nicht nur über die in Häusern lebenden Wüstenbewohner berichtet wird. Schließlich fühle auch ich mich als intellektueller Frosch doch mehr unter freiem Himmel zu Hause, als unter Dächern. Das Wüstenwind-Verlagshaus ist natürlich eine Ausnahme.
Inzwischen helfe ich auch den Verteilern unserer Zeitung, die fast jeden Monat 8000 Exemplare des Magazins in der Wüste verteilen. Sie finden mich über den ganzen Stadtteil verstreut auf so manchem Briefkasten, wo ich wegen meiner grünen Hautfarbe sehr auffalle. Für einige mag das kleine Klebeschildchen mit meinem Portrait wie ein Geheimzeichen wirken, aber alle Wüstenwind-Verteiler wissen, überall dort, wo ich auf einem Briefkasten sitze, ist unser Wüstenwind besonders willkommen. Jeder Verteiler freut sich, wenn er mich trifft.
Ich freue mich immer besonders auf Sie, verehrte Leserinnen und Leser, denn ich weiß, viele von Ihnen sind immer sehr gespannt darauf, auf welcher Seite ich mich versteckt habe und ob es mir jemals gelingen wird, die kleine leckere Fliege zu erwischen.
Text: Frosch
Grafik: Angelika Walter
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