Wüstenwind

Magazin für Wüstenbewohner
und das Katharinenviertel

Wanderlustige Frösche im Wüstenwind

Wüstensand und Wüstenwind sind bei Fröschen unbeliebt, sie meiden die Wüsten konsequent. Eine Ausnahme bildet unser Stadtteil im Süden von Osnabrück, der einst als „wüste“ Gegend galt, weil hier ausgedehnte, von Gräben durchzogene sumpfige Wiesen das Land für Menschen unbewohnbar machten. Frösche hingegen schätzten den für sie idealen Lebensraum. Den Namen „Wüste“ trägt unser Stadtteil bis heute. Längst sind die Sümpfe trockengelegt. Häuser, Straßen und Gärten haben ihren Platz erobert. Wenige Quellen, Feuchtwiesen, Gräben und kleine Gewässer sind glücklicherweise geblieben und mit ihnen auch einige Frösche. Besonders im Frühsommer wandern sie ebenso wie einige andere Amphibien durch unsere Wüste. Die Gewässer, in denen sie das Licht der Welt erblickten und ihre erste Lebensphase verbrachten, müssen sie zu dieser Zeit verlassen, denn mit dem Abschluss ihrer Metamorphose von der Kaulquappe zum Frosch haben sie eine Lunge ausgebildet und ihre Kiemen verloren. Der für die Fortbewegung im Wasser so praktische Ruderschwanz ist verschwunden und dafür sind ihnen kräftige Beine gewachsen. Von nun an steht nur tierische Nahrung wie Insekten, Spinnen und Schnecken auf ihrem Speiseplan. Auf der Suche nach einem geeigneten Lebensraum an Land, der ihnen ausreichend Unterschlupf und Jagdbeute verspricht, müssen sie nun eine lebensgefährliche Wanderung über Ackerflächen, Wege und Straßen antreten. Von Spaziergängern und Radfahrern werden sie häufig übersehen, da sie zu Beginn ihres Lebens an Land kaum größer sind, als eine Stubenfliege. Wenige Jahre später, längst ausgewachsen, sind sie wieder unterwegs. Sie kehren im zeitigen Frühjahr zur Fortpflanzung zurück zu dem Gewässer, in dem sie als Kaulquappe umhergeschwommen sind. Zur Orientierung auf dieser gefahrvollen Wanderung dienen ihnen das Erdmagnetfeld, ihr guter Geruchssinn und markante Geländepunkte. Das hilft den wechselwarmen Tieren auch, im Herbst ein sicheres Winterquartier zu finden.

Von Mai 2012 bis zum Mai 2022 wanderten viele kleine, auf Papier gedruckte grüne Frösche als Maskottchen unseres Magazins zehnmal im Jahr in ca. 7000 Briefkästen in der Wüste. In der Ausgabe 37 hat sich der Wüstenwind-Frosch unserer Leserschaft vorgestellt. Sie finden den Artikel in der Rubrik „Über uns“. Seit Februar 2023 ist er nur noch im Internet unterwegs. Das Magazin erscheint nun online und spart damit den bei der Papierherstellung hohen Energie- und Wasserverbrauch.

Text und Grafik: Angelika Walter


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